Wie konnte es sein,
dass für ihr Kind die Naturgesetze nicht galten?
War das überhaupt ihr Kind? Und was sollte aus ihm werden ...?
Sie wischte all ihr Einschränkendes fort, widmete sich dieser ganzen Flut von Negativgedanken nicht weiter.
Tatsache war, ihr Dreijähriges schlief seelenruhig zusammengekauert neben der großen Sporttasche auf dem Schlafzimmerschrank.
Halluzinierte sie? Sie stoppte alle selbst entwertenden Fragen sofort.
Beschloss, erstmal gar nichts zu machen, das Kind schlief selig, alles gut.
Sie würde das Ganze aber im Auge behalten. Engmaschiger.
Gleich am nächsten Tag war es wieder so weit. Ihr munterer Spross war gerade dabei, den Schlafzimmerschrank unbeirrt senkrecht hochzukrabbeln. Unbeirrt von der Kuschelgiraffe, die es zwischen den Zähnen gepackt einfach mitschleifte.
Okay, es war nicht zu leugnen, ihr Kind hatte diesen Drang nach oben und konnte dem auch gut nachkommen.
Es bewegte sich außerhalb der Naturgesetze überaus gekonnt, alles bestens.
Sie entschied, es mit Beten zu versuchen. Mal nachzufragen.
In der Nacht träumte ihr von ihrem Kind, wie es erwachsen war. Von allen Beziehungsgesetzen unbehelligt. Trachtete man es zu benachteiligen, war es ungekränkt. Wollte man es verletzten, blieb es unversehrt.
Aber wie...so?
Egal wieso, sie hatte sich dem zu stellen.
Dass sie sich Probleme machte um einen jungen Menschen, dem keine drohten.
Nahm sich endlich dieses Kindes an, fühlte sich mal hinein in sein Wesen.
Freiheit, Eigenmacht, selbstverantwortete Würde ... ganzes ein Paradies aus Beglücktheiten brach sich in ihr Bahn und sie merkte, dass sie auf einmal verstand, dass es darum ging, was Eltern von ihren Kindern lernen, wie sie an ihnen heilen konnten.
Endlich
überwinden, was immer noch fehlte und fehlend bleiben würde, wenn sie dies Geschenk auf dem Silbertablett nicht annahm. Oder ...
wünschte sie, ihr Kind wär lieber so begrenzt wie sie?
War sie denn so eine
böse Hexe?