„Im Grunde genommen soll dies ihren Mutterleib ersetzen.“
Dieser beschissene Satz schießt durch meinen Kopf.
Am liebsten hätte ich dem Arzt eine aufs Maul gehauen. Mit seiner fiesen Freundlichkeit erklärte er mir den Sinn des hässlichen Plastikkastens sowie dem Monitor mit irgendwelchen Frequenzen. Als er das Wort Inkubator nutzte, sackte mein Kreislauf weg. Von da an habe ich eine Erinnerungslücke. Mein Mann meinte, dass ich geschrien und geheult habe. Sie mussten mir etwas spritzen, damit ich zur Ruhe kam. Dafür haben sie mich in ein Einzelzimmer gebracht. Niemand wollte mir die Nacht mit einer anderen Mutter, die ihr Neugeborenes im Beistellbett neben sich hat, zumuten.
Aber ehrlich, die Einsamkeit ist keinesfalls besser. Erinnerungsfetzen an die gestrige Geburt und den Besuch der Neonatologie erfassen mich. Sie schütteln mich durch, pressen jede einzelne Träne aus meinen Augen.
Das reißende Geräusch als die Gynäkologin meine Haut am Bauch weitete, hallt in meinen Ohren. Die Hektik, mit der mein Baby aus dem Raum gebracht wurde. Und die kalte Atmosphäre, die mich während der Geburt umgab.
Geburt ist ein dämliches Wort. Zumindest in meinem Fall. Ich habe nichts geboren! Hab mich kein bisschen angestrengt. Nicht mal den Hauch einer Wehe erlebt.
Nur weil die Ärzte meinten, dass genug sei. Erst wird um jeden Tag gebangt und plötzlich muss mir nichts, dir nichts meine Schwangerschaft beendet werden.
„Es wächst nicht mehr“, wurde mir gesagt. Weil ich mein Kind kaum noch versorgen kann. Weil ich unfähig bin.
Darum ersetzt mich ein Kasten aus durchsichtigem Plastik. Mich! Eine verfluchte Maschine stellt mich dar. Die soll es besser machen als ich?!
Klar, die kann mein Baby wärmen. Und dann gibt es diesen groben Schlauch, der in dem feinen Mund meines Kindes verschwindet. Als hätte jemand die Nabelschnur falsch angebracht. Oder ein Haufen anderer Kabel an verschiedenen Körperstellen. So etwas gab es in meinen Bauch nicht.
Ich weiß nicht, wie ich den Anblick dieser Ersatzmama aushalten soll.


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