Sie hatte Trost.
Sie wusste nicht, ob sie welchen brauchte, aber sie hatte ihn. In einer Menge Hinsichten. Hatte sich ausgeklinkt aus allen Hamsterrädern, hatte sich reduziert auf ausschließlich Echtes und sich geläutert rein auf ihre Herzensdinge hin.
Geld mit der Steuer sparen? In ihrem Alter noch wozu? Sie war dabei, ihr Erbe zu regeln. Auf Gesundheitsvorsorge achten? Sie hatte schon einen Vertrag mit der Dignitas und der Termin war bequem festgelegt.
Früher hatte sie sich Privatpflege vorgestellt. Auf höchstem Niveau. Mit Gesellschafterin, Vorleserin, allem Drum und Dran. Allein, sie war früher papplebenssatt als vermutet. Und auch etwas authentizitätsgepackt. Um ehrlich zu sein.
Hatte ihre überreichen, euphoriedurchtränkten Jahrzehnte gehabt. Friedliche, großzügig freie Wohlstandjahre erwischt. Die Pyramiden gesehen und sich in Ruhm gesonnt.
Hatte ihren Beitrag geleistet.
Jetzt ging es ans geregelte, auf den Punkt stimmig gelingende Wunschsterben. Dieses gute Gefühl, dass die Rechnung am Ende aufgegangen
war.

Nein, die Zeiten verdüsterten sich nicht, aber ihr Lebensalter nahm zu und diese Kreise, die sich langsam verengten.
Vielleicht würden die Menschen ja eines Tages in Freiheit leben können, ungegängelt. Unausgebeutet, unmissbraucht, unbevormundet. Freie Abtreibung, freie Leihmütter, freie Frauen. Freitod.

Ohne Bedingungen.
Mit Achtung, Wertschätzung,

Liebesfreiraum.

In der Zwischenzeit frönte sie ihren Tagen, die sie sich beglückend eingerichtet hatte, beglückend radikal
priorisiert.

Es war ein Schweben auf Wolken jetzt schon.
Unter genau diesem Motto:
jetzt schon.

Irgendwie sah sie sich als Kunstwerk.
Das irgendwann nicht mehr sein würde.

Nicht: verloren sein würde.
Nur nicht mehr da.


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