Kannte sie das?

Kannte sie das? Sie kramte in mehreren Anläufen in ihrem altersschwachen Gehirn. Nach.
Ach, ja, wo sie das Erbe, unter Aufbietung allerhöchsten Mühen, nur ganz knapp nicht geschafft hatte auszuschlagen. Es hatte sich letztlich um Minuten gehandelt, dass das Display am Nachtbriefkasten des Gerichts umgesprungen war und 00.03 Uhr anzeigte. Frist für immer verstrichen. Gut. Weil die Großtante, so sehr sie das Leben einer Armen geführt hatte, in Wirklichkeit wohlhabend war. Wenn auch auf sowas wie Umwegen ...

Anders bei Tante Gisi. Alle Welt hatte sich auf die Millionen verlassen. Ihr Cousin mit seinen Erfindungen. Eine nach der anderen die totale Pleite. Hatte schon sein Studium aufgegeben für sein erstes Start-Up. Oder ihre Cousine. Verfolgte nur die ehrgeizigsten Pläne für ihre Tochter. Privatinternat. Die Schulden erledigten sich ja mit dem Tod der Tante.
Nicht, dass die ihre Lebenszeit zu sehr in die Länge gezogen hätte. Sie war andererseits auch nicht akut krank. Nur bettlägerig und in der zunehmend ausgebauten Bettstatt sehr gelangweilt. Jeder tat, was er konnte. Schickte Kinder und Enkel zur Kurzweilsicherung. Sogar der Pfarrer kam, obwohl Tante Gisi gar nicht gläubig war.

Um es kurz zu machen, was keiner für möglich gehalten hätte, abgeräumt hatte am Ende alles die Kirche.
Der Umbau des Klostergebäudes hatte seit Längerem schon angestanden.
Was konnte man alles gestalten für eine anständige Stange Geld!
So jedenfalls hatte sie es sich vorgestellt.
Jetzt, im Nachhinein, wieder.
Zusammengereimt.
Dass die mit der Spende an der Börse spekuliert hatten. Und sich verzockt. Und alles weg.

Das Einzige, dass das Stadtgrundstück noch einiges wert war.


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