Neulich beim Schleppen der schweren Tüten vom Großeinkauf mit der WG. Oder beim Gemeinschaftskochen letzten Herbst in der großen Familienrunde. Ausnahmslos alle mit irgendeiner Aufgabe betraut, selbst die Kinder. Wieso leistete man sich keinen Caterer? Überhaupt Könner? Profis?! Fachpersonal!? Service!
Sie schaute auf ihre junge Kollegin.
Alle legten mit Hand an, die vielen Teilnehmer-Mappen für das Jubiläum zu bestücken: Mit den verschiedenen Grußworten, den Fotostrecken, dem neuen Selbstverständnis, den Mitarbeiterlisten der drei Standorte, es nahm kein Ende. Alle eingebunden wie am Fließband im riesigen Konferenzsaal.
Nur eine saß abseits, sich die frisch lackierten Nägel ausführlich bepustend.
Zum Glück! Sie hätte den ganzen Laden nur aufgehalten, Chaos gestiftet, Mehrarbeit bedeutet. War fein raus. Wie immer. Wer was konnte, hatte es auch einzubringen.
Natürlich konnte sie. Fingernägel. Das musste man neidlos anerkennen. Wirklich aufs Perfekteste. Oder, während drei am Counter standen, hinter demselben auf einem Klappstuhl sitzend, einen kompletten Wollschal mit blöden Fransen versehen.
Sie war die Hilflosigkeit in Person.
Wenn es mal nicht um ihre Hobbys, Interessen, Vorlieben ging.
Aber sie war auch wirklich aus Zucker.
Durch und durch.
Auf den Stiletto-Sandalen hätte sie auch gar nicht länger als fünf Minuten zu stehen geschafft. Da konnte man froh sein, sie nicht noch wortwörtlich tragen zu müssen.
Die ganze Frau, Zerbrechlichkeit pur.
Und Männermagnet hoch zehn.
Sie hatte ihre helle Freude an ihr. Wie sie einfach nur dastand neben der Arbeit, die getan werden musste und rettungsbedürftig dreinschaute. Immer eine stattliche Schar hilfswilliger Männer um sie her. Aus dem Handumdrehen. Aus dem reinen Nichts.
Ihr war es fürwahr von höchster Stelle gegeben.
„Unsere Zierde!“
Es war voller Begeisterung
gemeint.


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