Zufrieden sitzt sie auf der Terrasse. Beobachtet unbemerkt die Szenerie im Garten. Wärme erfüllt ihr altes Herz.

Die Sonne scheint. Sie bringt knallige Farben mit. Das Gras im Garten leuchtet saftig grün. Selbst der vom Winter gebeutelte Buchsbaum erstrahlt wieder.
Die Wäscheleine hat sich der Mieter von oben gesichert. Auf ihr präsentiert er seine Single-Wäsche. Dazwischen hat er einen knallroten Tanga gehängt. Ob er diesen gern mit den rosa Herrenhemden kombiniert? Oder sind die rosa, weil sie sich aus Versehen die Waschmaschine geteilt haben? Rosa Hemden hingen sonst nicht auf der Leine.
Unter der Wäsche hüpfen Maikäfer auf und ab. Es ist ein maikäferreiches Jahr. Sie brummen laut über das kleine Stück Wiese im Garten. Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte, beteiligen sich mit ihren Bässen an der Geräuschkulisse.
In der Hecke sitzt eine Amsel. Sie hübscht das Brummen mit wohligem Gezwitscher auf. Weil sie so vertieft in ihren Gesang ist, entgeht ihr der Nachbarskater, der sich auf drei Meter herangeschlichen hat.
Unbedarft hüpft die Amsel zwischen Boden und Hecke hin und her.
Seine Augen auf den Vogel gerichtet, missachtet er die Umgebung. Robbt sich in eine Metallbox - zack, geht die Waschbärfalle zu.
Panisch sträubt der Nachbarskater sein Nackenfell. Er dreht sich im Kreis, sucht nach einem Ausgang. Erfolglos miaut der Kater nach Hilfe.
Die Amsel kommt näher. Anscheinend glaubt sie sich sicher vor dem Vogelmörder. Frech pickt sie am Boden nach Insekten.
Vom Mut der Amsel angetrieben, wagen sich die Spatzen aus dem Kirschbaum nach unten. Gierig streiten sie sich um den besten Futterplatz. In ihre Zankerei mischt sich die Melodie vom Wind: Blätterrascheln und Blütengeflüster.
Pfeifend kommt der obige Mieter zur Wäscheleine geschlendert. Schimpfend suchen die Spatzen das Weite, während die Amsel weiterhin vor dem Kater tanzt.
Der Oben-Mieter besieht sich kopfschüttelnd seine rosa Hemden. Seufzend nimmt er sie ab, legt sie in einen braunen Wäschekorb. Nicht ohne jedes einzelne nah an seine Nase zu bringen. In Werbemanier schnuppert er alle ab.
Nachdem er fertig ist, sieht er sich stirnrunzelnd um. Erschrockenen Blickes geht er zu der Tierfalle.
Mit wässrig großen Augen starrt ihn der Kater an. Die Amsel - vielleicht ahnt sie was nun passiert - verschwindet auf das Dach des Hauses.
Den Mieter schüttelt es vor Lachen. Mit viel Fummelei kann er das arme Katerchen befreien. Dieser flüchtet ins Gebüsch. Ohne Dank an seinen Retter.
Gelassen brummt eine Biene um den Kopf des Mannes. Als sie an seinem Ohr entlang fliegt, zuckt er zusammen und wedelt mit seinem Arm. Letztlich tritt das dicke Insekt den Heimweg an.
Lächelnd nimmt der Mieter von oben seine Wäsche. Auf ihr hüpfen Maikäfer herum. Wahrscheinlich hat der Wäschegeruch sie angelockt. Vorsichtig setzt der Mann jeden einzeln auf die Wiese zurück.


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