„Ich will Schnee“, sagte sie, er winkte ab.
Kein Koks mehr da.
In ihrem Kopf stiegen wilde Szenen auf, Schneegestöber, dunkel, kalt. Dann unvermutet wieder hell.
Verspielt tänzelten leichte dicke weiße Flocken herab auf die viel zu groben Maschen ihrer Handschuhe.
Sie war arm, benachteiligt, chancenlos.
War sogleich in Stiefel und Jacke gesprungen und hinausgelaufen ins Zauberland.
Manche der Kinder traten aus weitläufigen Fluren, sie aus einem schmalen, vollgestellt.
Freute sich, dass es schneite. Wie jedes Kind.
Seit unendlich langen Tagen hatte sie unablässig verkündet, dass sie Schnee wolle. Und ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen.
So ging es manches Mal.
Wenn keiner da war, sie zu trösten, sie wahrzunehmen überhaupt, die Holzmadonna in der Kirche, hatte sie herausgefunden, hörte zu!
Hatte so oft eingegriffen.
Die Hausaufgabe wurde nicht eingesammelt und dem Schwimmunterricht, für den es einen Badeanzug gebraucht hätte, war sie auch entkommen.
Die Holzmadonna!
„Fahr mich zur Rochuskirche“, hob sie wieder an, er schüttelte unwirsch den Kopf.
Von der Haltestelle musste sie nur quer über die Straße, aber das Eingangsportal war zu und kein Eingang, auch nicht durch die Seitentüren, nur der Schaukasten.
Legen Sie Ihren Wunschstein für die Segnung auf die Treppen, jeden Abend um 18.00 Uhr werden die Steine eingesammelt und auf den Altar gelegt, am vierten Advent können sie ihn dann hier wieder in Empfang nehmen, ihren persönlichen Segensträger fürs nächste Jahr.
Sie fischte einen schön gemaserten Kiesel aus dem Gleisbett und legte ihn auf der zweiten Stufe ab.
Am übernächsten Tag kam sie wieder, Punkt 18.00 Uhr, aber keiner war da, die Kirche verschlossen und ihr Stein lag auch noch am selben Platz.
Die Madonna, wie immer, antwortete.

Ich brauch doch keinen blöden Stein dafür.

Stimmte.


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