Schreie. Dunkelheit. Lärm. Ohrenbetäubendes Bersten von verschiedensten Materialien. Wieder Dunkelheit.
Licht! Ich kann Licht sehen. Alles ist verschwommen. Träume ich? Wo bin ich? Müsste nicht irgendwas Aufregendes passieren?
Dunkelheit.
Licht! Ich kann etwas sehen. Was bewegt sich da neben mir? Er versucht seinen Kopf zur Seite zu drehen, doch es gelingt ihm nicht.
Wo kommen auf einmal diese unerträglichen Schmerzen her? Fühlt sich an, als ob jede Faser meines Körpers auseinandergerissen wurde.
Dunkelheit.
Licht! Schön wieder klar zu sehen, wäre da nicht die Antriebseinheit, in die ich blicken würde. Auf- und abtourend dröhnt sie bedrohlich vor Islas.
„Computer, schalt die Antriebseinheit ab“, sagte Islas. Oder dachte er zumindest, dass er es sagte. Sein Mund wollte nicht den Gedanken folgen.
Seit wann haben wir eigentlich eine Antriebseinheit im Innenraum? Die Thermoeinheit ist wohl auch hinüber. Es wird so kalt.
Dunkelheit.
Licht! Ach, da sind ja meine Kameraden. Ein Routineflug zur Erforschung eines unbekannten Eisplaneten. Wir lachen.
Ein plötzlicher Schmerz reißt Islas aus den Gedanken. Wow, die Kälte ist wieder da. Aber warum schneit es im Raumschiff? Es dauert einen Moment, bis Islas realisiert, dass es kein Raumschiff mehr gibt. Unter starken Schmerzen dreht er sich von einer Seite zur anderen und wieder zurück.
Ein lauter Schrei, nein der Versuch zu schreien. Könnten auch die Laute eines heiseren Huhns sein.
Scheiße. Das Raumschiff hat’s zerfetzt.
Nach und nach legt sich eine Decke über Islas. Flocke für Flocke beobachtet er, wie sich die Schneeschicht aufstapelt. Was soll ich auch machen? Liege wie gelähmt da. Kann nur den Kopf drehen. Die Auswahl ist auf beiden Seiten nicht besonders befriedigend. Tödliche tiefschwarze Flammen, die aus garantiert gesundheitsschädlichen Stoffen herausschießen oder die tickende Zeitbombe von Antriebseinheit.
Normalerweise sollte eine Sicherheitsabschaltung stattfinden, sobald dem Schiff eine gravierende Fehlfunktion widerfährt - normalerweise.
„Computer“, krächzte Islas.
„Was ist passiert?“
Es dauert lange, bis der Computer reagiert. Islas rechnet nicht mehr mit einer Antwort. Doch plötzlich krächzt es aus einem Lautsprecher: „Doh mee la! Doh mee la! Doh mee la!“
Was zur Hölle? Jetzt kommt zum Feuer, der Antriebseinheit auch noch ein spinnender Computer? Was soll dieses „Doh mee la!“ bedeuten? Diese monotone Wiederholung ist irgendwie einschläfernd.
Dunkelheit!
Licht! „Sir, eine Anomalie. Ich bekomme hier Werte, die ich nicht deuten kann!“
„Doh mee la!“
„Was soll das bedeuten?“
Schreie. Dunkelheit. Lärm. Ohrenbetäubendes Bersten von verschiedensten Materialien.
Dunkelheit.
Ist die Antriebseinheit dichter gekommen? Ich spüre einen gewissen sog. Schmerzverzerrt greift Islas nach einem Träger.
Superleicht und dennoch stabil. Ein Hoch auf den Kohlenstoffstahlverbund. Er schiebt ihn zwischen sich und den Antriebsblock, um auf Distanz zu bleiben.
Plötzlich hört Islas ein Knarzen im Ohr.
„Sir, wir haben Sie lokalisiert! Halten Sie durch. Wir sind gleich da!“
Gleich da?
Ihm bleibt nicht viel Zeit für seine Gedanken. In der Ferne zischen schon die Antriebseinheiten der Rettungsschiffe. Auf einmal wird es hektisch. Sanitäter umgeben ihn. Viele Hände, die sich um ihn kümmern. Jeder injiziert ihm irgendwas.
Ach Doc Hermer, energisch wie eh und jeh! Und mit was für einer kraftvollen Stimme er die Kommandos durch den Lärm schreit! Wieso ist er bloß zu den Sanitätern gegangen?
„Deaktiviert diese Antriebseinheit, aber sofort!“
„Sie sehen beschissen aus! Wir werden sie aber wieder zusammenflicken! Machen Sie sich keine Sorgen.“
„Los! 1,2,3 und rüber!“
Es wird wieder dunkel… Wer rüttelt da an mir? „Captain Sie haben heute die ganze Besatzung gerettet. Hielten das Schiff lange stabil im Absturzvektor, bis wir alle evakuiert haben. Ich danke Ihnen im Namen aller!“ Hermer salutiert vorm Captain. Bevor alles verblasst, steckt Isas mit letzter Kraft Doc Hermer seine Hand zu.